Passionszeit - das Leiden Jesu
Im Kreuz ist Heil, Hoffnung, Leben
Georges Rouault, Passion - Geißelung (1950)
Krieg, Gewalt, Hunger, Flüchtlingselend: Das 20. Jahrhundert war davon gezeichnet. In der Kunst der Moderne traten fast alle Motive christlicher darstellender Kunst zurück, nur das Kreuz erregte weiterhin die Phantasie einzelner moderner Künstler. Darstellungen Jesu mit dem heiligsten Herzen oder als guter Hirte waren immer schon blutleer und dem Leben entrückt gewesen. Weihnachten, Ostern, Maria und Heilige – es wurde reproduziert, aber für einen zeitgemäßen Ausdruck wie in der Zeit des Barock oder des Mittelalters fehlten Geist und Kraft.
Vor allem im gekreuzigten Christus sahen einige große Künstler der Moderne den über die Jahrhunderte eingeprägten Typus des Ausdrucks menschlicher Qual. Eine der Ausnahmen ist Georges Rouault: meditativ und mitfühlend ist sein Christus, schicksalhaft und doch erlöst er durch das Geschehen. Das Leid ist zu einem Bild geronnen, in harte schwarze Felder eingezwängt bleibt das Schicksalhafte des Todes, die leuchtenden Farben aber künden Licht, Ruhe, Frieden.
Der Ausschnitt "Geißelung" aus dem Glasfenster in der berühmten Kunstkirche von Assy (Haute-Savoie, mit Blick zum Mont-Blanc) gibt den Charakter der Spätwerke von Georges Rouault besser wider als manche Ölbilder zum Thema Leiden und Passion. Im etwas zerrissenen Lebenswerk des französischen Malers (1871-1958) bildet die ikonenhafte Strenge und intensive Leuchtkraft dieser religiösen Sujets einen Höhepunkt, und zwar sowohl für den Künstler selbst als auch für das katholische Christentum seiner Zeit.
Rouault betätigte sich in seiner Jugend fünf Jahre lang in einer Glasmalerlehre bei einem Restaurator für Kirchenfenster in Paris. Dies sowie seine Vorliebe für das Mittelalter spürt man in seinem Einsatz für christliche Themen und Fragestellungen, die er in ausdrucksstarken Bildern von großer Leuchtkraft und klarer, schwarzer Kontur schuf.
Seine Christusbilder der Passion vor allem zeigen Jesus als leidenden Bruder, der solidarisch ist mit den leidtragenden Ausgegrenzten der Welt. "Immer ist Christus in der Vorstadt, immer durchdringt die Gnade Elend und Pein der Menschen" hat sich der Künstler einmal ausgedrückt.
O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn.
O Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron.
O Haupt, sonst schön gekrönet mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber frech verhöhnte: Gegrüßet seist du mir.
Was du, Herr, hast erduldet, ist alles meine Last;
Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat.
Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.
Das ergreifendste aller Passionslieder, von Paul Gerhardt (1656)
gedichtet nach dem Hymnus Salve caput cruentatum (vor 1250)
Passionsfrömmigkeit im Barock
Hl. Haupt - St. Egid Klagenfurt 1742
Dieses Bild wurde erst gegen kirchlichen Widerstand öffentlich anerkannt und hat in Kärnten zu einer Neubelebung der Passionsfrömmigkeit im 18. Jahrhundert geführt. Die breite Wunde auf der Schulter deutet darauf hin, dass der Herr sein Kreuz selber getragen hat. Der auffällige Dorn in der Unterlippe weist darauf hin, welche Lügen gegen ihn vorgebracht worden sind. Die Hl.-Haupt-Andacht während der Fastenzeit erlebt in den Pfarreien Kärntens noch heute einen pastoralen Höhepunkt.
Wenn heute das Modewort davon geht, dass der moderne Atheismus endlich vom engstirnigen Gottesglauben befreie und wieder das ursprüngliche religiöse Grundgefühl der Menschen pflege, denke ich zuweilen an solche Volksfrömmigkeit. Aber natürlich genau umgekehrt: unter solcher Volksfrömmigkeit bleibt der wahre Gottesglaube lebendig und wird nicht sterben! Denn er lebt aus den Wurzeln heraus, und die Wurzeln bleiben saftig durch die Pflanze.
Pest und Höllenangst
Albrecht Altdorfer (+ 1538)
Seit dem Ende des Mittelalters wurde das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz oder an der Geißelsäule oft sehr dramatisch und ergreifend dargestellt. Vor allem wenn die Pest gewütet hatte, trug Jesus oft klar erkennbare Beulen des Schwarzen Todes an sich.
Auch in unserer Heimat Südtirol treffen wir oft auf Kruzifixe und Wegkreuze, die einen Christus voller Blut und Wunden zeigen. So z.B. auch die bekannten Prozessionskreuze von Hl. Geist im Ahrntal sowie von hl. Kreuz in St. Leonhard im Gadertal und anderswo.
Die Menschen waren tief gerührt vom schmerzensreichen Heiland, sie fanden sich selber in seinem Leiden und Sterben – in der lebensfrohen Kunstgestaltung des Barock aber auch in seiner Auferstehung und Hoffnung auf ewiges Leben.
Wir danken dir, Herr Jesus Christ,
dass du für uns gestorben bist.
Ach lass dein Kreuz und deine Pein
an uns doch nicht verloren sein.
Häufig an Wegkreuzen zu lesen
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