ZEN - Der Bauer und sein Ochse
Ein buddhistisches Gleichnis (China 12. Jh.)
Wenn im Fernen Osten Chinas ein junger Mann, ein flottes Mädchen in ein buddhistisches Kloster eintritt, ist es eine mutige Entscheidung. Für einige Jahre üben sie sich in die Ziele und Gebräuche des Klosterlebens ein, in die reine Lehre der Ordensgründer und Heiligen, in die Entfaltung ihres jungen Lebens auf dem Lehrpfad der Meditation. Sie werden später die hohen Ziele dieser schönen Religion in Ehe, Familie und Öffentlichkeit den Menschen vorleben, und nicht selten bringen sie ihr Lebensalter ruhig und meditativ in die vollkommene Ordnung.
Zen ist eine buddhistische Meditationsform ohne Worte und ohne Bilder, jedoch gerade in diesem leeren Raum bekommt alles Wirkliche die ihm zustehende Bedeutung. In dieser unserer Bildfolge aus China ist der Weg vom Nullpunkt eines Anfangs bis zur Weisheit des reinen Wassers dargestellt.
Hinweis: Diese Geschichte kann man meditativ nicht auf einmal erfassen. Wer in Krise geraten ist oder eine große Veränderung spürt, wird sich sehr gut in einem der Bilder finden, und dort soll er auch weilen. Zur Ergängung die schöne Geschichte vom "Bauern und seinem Pferd" im Anhang; diese Weisheit kann man in einem Mal gut erfassen, aber zur Einübung reicht meist das ganze Leben nicht aus.
Der verwildernde Wasserbüffel ist eine Seele, ein Mensch, eine Familie oder eine Staatsform, die aus den Fugen geraten ist und den Menschen arm zurücklässt. Das Leben aus der Meditation heraus gibt Kraft und die Richtung, den Weg zur Vollkommenheit wieder zu finden. - Dies gilt sicher in gleicher Weise für alle Religionen der Menschheit, die ohne die aus buddhistischer Sicht größten Fehler von Dummheit und Fanatismus die Menshen zum Guten anleiten.
1. Der Bauer verliert seinen Ochsen.
Auf den Reisfeldern braucht der Bauer den Ochsen, er ist lebensnotwendig für seine Familie. Eines Tages findet der Bauer den Ochsen nicht mehr an seinem Platz. Er rennt aufgeregt umher, in den Stall, auf den Weg, zum Nachbarn hin. Er weiß nicht einmal, was geschehen ist. Vielleicht hat ihn die Frau ausgeliehen, vielleicht ist der Ochse gestohlen worden, vielleicht ist er gar verendet. Er verpufft seine ganze Kraft beim Suchen im Umkreis von 360 Grad, ziellos, sinnlos, ergebnislos. Unausstehlich wird er!
Frage: Wie viele (junge) Leute dieser Art kennen Sie? Geht es Ihnen auch so? Mir persönlich (Bernhard Frei) ging es so mit 28 und mit etwa 55 Jahren. Gott und fachkundige Menschen haben mir geholfen. Der erste ist der schwierigste Schritt, denn du bist noch auf der Weite. Menschen vermissen auch schon in der Krise oft nichts an Kultur, Ethik, Glauben. Wer nicht zu suchen braucht, will auch nicht und wird nichts finden. Der verwildernde Wasserbüffel ist eine Seele, ein Mensch, eine Familie oder eine Staatsform, die aus den Fugen geraten ist und den Menschen arm zurücklässt.
2. Der Bauer findet die Spur des Ochsen
Endlich! Am niedergetretenen Zaun hat er eine Spur gefunden. Der Bauer konzentriert sich jetzt auf diese Spur, er gewinnt Ruhe und bündelt seine Kräfte. Er weiß noch nicht, ob es die richtige Spur ist. Aber er sucht mit wachsender Kraft in eine Richtung hin.
Denk nach: Nichts ist jetzt schon sicher, doch es gibt bereits Hoffnung. Es zeigt sich eine Idee von Anfang und Ziel, es lohnt sich der Einsatz. Es gibt schon eine Vision, eine Vorstellung vom Ziel. Durch eine Begegnung, durch ein Ereignis, sogar ohne etwas Besonderes und ganz plötzlich wird die Sehnsucht geboren.
3. Der Bauer sieht den Ochsen von weitem
Er hat jetzt klar ein Ziel vor Augen. Viele Unruhe und Hast fallen von ihm ab. Er macht sich auf den Weg und wird sein Ziel erreichen, für seine Familie ist wieder gesorgt. Jetzt braucht es Ausdauer, Können, Zielstrebigkeit. Eine schöne, starke Lebensphase!
Frage: Es ist der Kampf des Lebens, etwa in einer neuen Lebensphase, nach einem Zusammenbruch, nach einem traumatischen Erlebnis - oder auch nach Jahren des Wenig-Tuns, der Langeweile, des Probierens, "ein bisschen", "wird schon sein", "vielleicht" ... Der erste Schwung dauert noch an, es geht mit nicht geahnter Geduld und Kraft weiter. Immer vorwärts, nicht stehen bleiben. Für manche Zenmeister ist diese Wahrnehmung des Ochsen am Wichtigsten, denn darauf folgen die Konzentration und die Bündelung aller Kräfte.
4. Der Bauer kämpft mit dem Ochsen,
fängt ihn ein und zähmt ihn.
Der Ochse hat die Freiheit genossen und muss erst mit Kraft gezähmt werden. Ein schwieriges, gefahrvolles Unternehmen. Diese Phase des Kämpfens dauert oft Jahre …!
Frage: Sind Sie auch schon dabei, das Wilde zu zähmen? Haben Sie das Wilde noch nicht gezähmt, sind aber voll dabei? Entschlossen und konsequent? Mut und Hoffnung, Kraft und Ausdauer braucht es jetzt. Vorbilder sind jetzt Frauen und Männer, die königlich und souverän das Leben anpacken, in Ehe und Familie, im Beruf und in der Gesellschaft - ohne dass Vorteil und Erfolg zum einzigen Ziel werden.
5. Der Bauer reitet auf dem Ochsen nach Hause - und spielt die Flöte!
Es ist geschafft – für den Augenblick wenigstens. Ein Fest, herrlich. Aber jetzt beginnt auch wieder der Alltag. Das Erlebnis „Verlieren, Suchen und Finden“ wird den Bauern prägen, aber auch den Ochsen. Geprüft, gehärtet, selbst erlebt, Achtsamkeit und Erfahrung: das ist das Geschenk der überwundenen Krise.
ZEN - Der Bauer und sein Ochse
Ein buddhistisches Gleichnis (China 12. Jh.)
Diese Geschichte trifft zu, wenn Sie ein Lebensproblem lösen müssen oder in eine triste Situation geraten ist. "Ich möchte nur mehr davonlaufen!" Dann fragen Sie sich:
1. Was ist der Ochs, den Sie verloren haben, wie heißt er? Aufgepasst - nicht blinglings drauf los rennen, sondern ruhig die Spur suchen (den Grund suchen, die Gefahr erkennen, die Trümmer ordnen,
2. Den Ochsen suchen, finden, erkennen (Zen-Meister sagen, das ist das Schwerste!). Den Ochsen einfangen und zähmen, weil Sie jetzt neue Kraft haben, Sie haben Übersicht und fühlen sich der Sache gewachsen, Sie wissen jetzt "wozu und wie"!
Das wird ein Fest sein, wenn Sie heimkommen!
Im Buddhismus geht das Gleichnis weiter,
bis der Bauer von allem Irdischen frei wird (bzw. allem Irdischen auf Augenhöhe begegnen kann). Das gilt zunächst für die Novizen und jungen Mönche, aber ist sinnvoll alle für strebsamen Menschen.
6. Der Bauer sitzt vergnügt vor seinem Haus (Arbeit getan - alles in Ordnung)
7. Der Esel ist nicht mehr da, der Bauer schon (der Esel ist nicht mehr wichtig).
8. Blumen auf dem Berg, Quelle der Reinheit (Erfüllung und Einsicht, Wahrheit und Weiheit).
9. Weißer Kreis , der Bauer ist nicht mehr da (Nirwana, erlöste Welt, Vollendung und Seligkeit).
10. Der Bauer geht mit offenen Händen in die Stadt (offen und für alle da, Friede und Liebe).
So hat der Bauer die Quelle der Reinheit gefunden. In der Stadt wird er den Leuten das frische Wasser der reinen Quelle verkaufen (10. Bild).
Also zum Ende fast wie beim Missionsauftrag Jesu: "Geht hinaus und verkündet die Frohe Botschaft allen Völkern und taufet sie im reinen Wasser!" (nach Mt 28,19).
Siehe "Infindung" - eine schöne Website
von Tania Törnroos:
Zen-Geschichte: Der Bauer und sein Pferd
Diese Geschichte handelt von einem Bauern, der vor vielen hundert Jahren im alten China lebte, wo ein Pferd nicht nur ein Pferd war, sondern ein Zeichen für den Reichtum seines Besitzers. Ein Bauer kaufte sich sein erstes Pferd. Das erregte die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner. Sie bewunderten und gratulierten ihm: „Wie glücklich und stolz du auf dein prachtvolles Pferd sein musst“.
Der Bauer jedoch lächelte und antwortete bescheiden: „Wir werden sehen.“
Kurze Zeit später brach das Pferd aus seiner Koppel aus und lief davon. Als die Dorfbewohner Wind davon bekamen, bemitleideten sie den Bauern: „Was für ein Unglück! Was für ein Verlust! Wie wirst du dich jemals wieder davon erholen können?“
Wieder lächelte der Bauer nur und sagte: „Wir werden sehen.“
Ein paar Tage vergingen, und als der Bauer eines Morgens auf seine Koppel blickte, sah er, dass sein Pferd zurückgekommen war. Und nicht nur das, es hatte sogar zwei Wildpferde im Schlepptau! Ohne viel Mühe gelang es ihm, die Tiere in die Koppel zu locken. Nun besaß der Bauer drei Pferde. Die Dorfbewohner trauten ihren Augen kaum: „Was für ein unglaublicher Glücksfall! Das ist ein Grund zum Feiern. Du musst so glücklich sein!“
Wie reagierte der Bauer? Du kannst es dir denken, er lächelte einfach und sagte: „Wir werden sehen“.
Der Sohn des Bauern machte sich nun an die schwierige Aufgabe, die Wildpferde zu zähmen. Das war eine gefährlich Arbeit. So kam es, dass er von einem Pferd abgeworfen wurde und sich dabei ein Bein brach. Um die Situation noch schlimmer zu machen, geschah das kurz vor der Erntezeit. Ohne die Hilfe des Sohnes wird das Einfahren der Ernte zum Problem werden. Auch die Dorfbewohner hatten dazu wieder etwas zu sagen: „Was für ein Pech – gerade in dieser wichtigen Zeit musst du auf die Hilfe deines einzigen Sohnes verzichten. Schlimmer geht es kaum.“
Der Bauer sagte nur: „Wir werden sehen.“
Einige Tage später besuchten Soldaten jedes Dorf, und befahlen allen jungen, kräftigen und gesunden Männern, sich der Armee anzuschließen. Der Kaiser hatte beschlossen, in den Krieg zu ziehen, und alle fähigen Männer müssten diesem Ruf folgen. Dem Sohn des Bauers blieb jedoch der Kriegsdienst erspart, weil er sich das Bein gebrochen hatte.
Und so konnte es immer weitergehen, da fehlte nichts!
Tanja Törnroos
Pferde: Haflinger-Rasse Südtirol
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