Gerhard Tersteegen
1697 - 1769
Erinnerung an die herrliche
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Gott ist gegenwärtig! Gott ist in der Mitte! Wer ihn kennt,
Gott ist gegenwärtig, Heilig! Heilig! singen Herr vernimm
Wir entsagen willig Da liegt unser Wille, Du allein
Majestätisch Wesen, Möchte ich, wie die Engel, Lass mich dir |
Luft, die alles füllet, Meer, ohn Grund und Ende, Ich in dir,
Du durchdringest alles: Wie die zarten Blumen Lass mich so,
Mache mich einfältig, Mach mich reinen Herzens, Lass mein Herz
Herr, komm in mir wohnen, Komm, du nahes Wesen, Wo ich geh, |
Ökumene der Mystik
Gerhard Tersteegen las und studierte fleißig die Katholische Mystik, so übersetzte er auch Werke der spanischen Wortführerin in der Mystik, der reformierten unbeschuhten Karmelitin Teresa von Avila. Eine große Nähe zeigt sich in seinem Leben und Wirken vor allem zur großen deutschen Mystik des Mittelalters, vor allem zu Meister Eckehart und Johannes Tauler. Sehr treffend charakterisiert Ruth Nientiedt seine Stellung zur katholischen Mystik:
"Trotz Tersteegens intensiver Auseinandsetzung mit katholischer Mystik und seinem konfessionsübergreifenden Denken, verstand er sich als „Protestant“. Hansgünter Ludewig nennt als speziell evangelische Komponenten seiner Mystik seine Bereitschaft als Prediger aufzutreten, die Rechtfertigung durch die Gnade, die gezielte Verbreitung seiner Lieder, die Unabhängigkeit von institutionalisierter Vermittlung, von Ämtern, Sakramenten und der Tradition sowie seinen engen Bezug zur Bibel, der seine Texte im wörtlichen Sinne „evangelisch“ macht." So in einer Seminararbeit im Internet (klick).
Als reformierter Pietist war er vor allem jeder Aufklärung in philosophischer oder theologischer Hinsicht abhold. Auch die überschäumende Lebensfreude des Barock musste ihm sehr fremd vorkommen, wohl ganz besonders in manchen Erscheinungen der süddeutschen Volksfrömmigkeit. Eher wies er bereits auf die noch ein halbes Jahrhundert entfernte Romantik hin, in der er auch wieder gebührend geschätzt wurde.
Sein persönlicher Lebensstil blieb immer sehr asketisch und zurückgezogen, trotz seiner großen Wirkung als Prediger und Seelenführer blieb er immer seinen Erweckungserlebnissen und vor allem seiner Lebenshingabe vom Abend des Gründonnerstags 1724 treu:
"Meinem Jesu! Ich verschreibe mich dir, meinem einzigen Heylande und Bräutigam Christo Jesu, zu deinem völligen und ewigen Eigenthum. Nicht mein, sondern dein Wille geschehe; befehele, herrsche und regiere in mir! Ich gebe dir Vollmacht über mich! Siehe, da hast du mich gantz, süßer Seelenfreund, in keuscher jungfräulicher Liebe dir stets anzuhangen."
Nachdem Tersteegen bereits mitten in Mülheim wie ein Einsiedler gelebt hatte, begründet er mit einem Freund und Schüler eine Bruderschaft des gemeinsamen Lebens, die er bald erweiterte. Die schlussendlich acht Brüder lebten ehelos zusammen, aßen gemeinsam, bestritten ihren Lebensunterhalt mit Handarbeit, verrichteten gemeinsam morgens und abends das Gebet und waren diakonisch tätig. Zudem hatte Tersteegen der Gemeinschaft eine Regel geschrieben, die selbige als „Wohnung Gottes“ beschreibt, in der Christus der „Aufseher und Vorsteher“ war; an erster Stelle stand die „Übung des wahren Gebets“. Diese klosterähnliche Gemeinschaft war auf protestantischem Boden schlechterdings einzigartig.
Tersteegen - Leben und Wirken
Am 25. November 1697 wurde Gerhard Tersteegen in Moers geboren. Tersteegen, der aus einem von reformierter Frömmigkeit geprägtem Elternhaus stammte, verlor seinen Vater im Alter von sechs Jahren. Besuch der Lateinschule von Moers, wo er auch Griechisch und Hebräisch kennen lernte. Obwohl er ein begabter Schüler war - er beherrschte sechs Sprachen -, konnte er aus Armut nicht studieren, sondern musste 1713 zu seinem Schwager nach Mülheim in die kaufmännische Lehre.
Aus diesem ungeliebten Beruf stieg er - menschenscheu wie er damals war - bereits 1719 aus und lebte seitdem zurückgezogen und ärmlich wie ein Eremit. Als Bandweber in Heimarbeit hatte er jetzt Zeit, sich mit seinen geliebten Büchern zu beschäftigen und verfügte später als Autodidakt über eine erstaunliche geistesgeschichtliche Bildung.
Nach einer Zeit intensiver geistiger und religiöser Suche wurde Tersteegen als Prediger, Seelsorger, Schriftsteller und Mystiker zu einem der herausragendsten Vertreter des Pietismus im 18. Jahrhundert. Seit 1728 wirkte er als Prediger in der protestantischen Erweckungsbewegung und verfaßte zahlreiche Schriften. Tersteegen war einer der bekanntesten Dichter von Kirchenliedern (z.B. "Ich bete an die Macht der Liebe"). Er übersetzte auch Texte katholischer Mystiker, wie von Teresa von Ávila.
Gerhard Tersteegen starb am 3. April 1769 in Mülheim an der Ruhr.
Tersteegens Vorbild: Wunderbarer König
(Joachim Neander 1680)
O du meine Seele, singe fröhlich, singe, singe deine Glaubenslieder; was den Odem holet, jauchze, preise, klinge! Wirf dich in den Staub darnieder! Er ist Gott Zebaoth, er ist nur zu loben hier und ewig droben. |
Gerhard Tersteegen übernahm von Joachim Neander nicht nur Versmaß und Melodie (!), sondern auch den wichtigen Bezug zu Jesaja 6,1-4: Der Herr auf einem hohen Thron, sechsflügelige Serafim und die Huldigung: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt." |
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