Mein Atem, wenn ich bete

 

Gebete, die mir geschenkt wurden


Auf dieser Seite sowie überhaupt unter "Meditation" möchte ich aus meiner persönlichen Erfahrung Beispiele von Gebeten, Texten und Formen bringen, die wie ein Grundmuster den Alltag bestimmen und begleiten.
Als Ordensmann konnte ich mir im Lauf der Jahre eine "Eiserne Ration" von Gebeten aneignen, die die ich auswendig kenne und regelmäßig verrichte. Dies ist schon im Kloster nicht leicht, erst recht nicht im Alltag von Beruf und Familie, als Jugendlicher oder Senior, in profaner oder stressiger Umwelt.

Wie wir jedoch von Lehrern und Fachleuten, Sportlern und Künstlern, von Vorbildern etwas vom Vielen herauspicken und lernen, so könnte das Eine und Andere auch hier für Sie nützlich sein. Glauben Sie mir, ich koche ausschließlich nur mit Wasser und bin der Erste, der hier liest und schaut, lernt und überlegt - und gemeinsam mit Ihnen wäre es leichter für mich.


Es ginge mir wie einem störrischen Esel, der nicht fressen will und bei dem Locken und Fluchen und Schlagen nichts hilft - wenn er aber einen Freund von sagen wir einem edlem Pferd neben sich weiden sähe, könnte er auch nicht widerstehen und käme auf den Geschmack. Wenn es einen Himmel für Tiere gibt, müssten die armen Esel dort wohl die ersten Heiligen sein!

 


Dürer - betende Hände  
   Albrecht Dürer,
Betende Hände

 

Gott, zu dir rufe ich!

In mir ist es finster  -  aber bei dir ist Licht;

ich bin einsam  -  aber du verlässt mich nicht;

ich bin kleinmütig   -  aber bei dir ist  Hilfe;

ich bin unruhig   -  aber bei dir ist Frieden;

in mir ist Bitterkeit  -  aber bei dir ist die Geduld;

ich verstehe deine Wege nicht  -
aber du weißt den rechten Weg für mich.


Dietrich Bonhoeffer

 

 

 

 

 

Klagemauer Jerusalem

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels:

Seine Kraft führt durch unwegsames Gelände,  befreit aus Knechtschaft und Unterdrückung  und verheißt eine neue Welt.
 

Gepriesen sei der Herr,  der Gott Mohammeds:

Seine Größe ist über alles erhaben,  sein Erbarmen bleibt unfassbar  und seine Leidenschaft ist groß in den Propheten.



Gepriesen sei der Herr,  der Gott Buddhas:
            seine Weisheit wohnt in der Tiefe der Welt,
            sie lebt in jedem Menschen
            und ist die Fülle des Schweigens.

 

Gepriesen sei der Herr,  der Gott Afrikas:

            Seine Kraft lebt in den Bäumen,
            wirkt im Vater und in der Mutter
            und ist die Seele der Welt.

 

Gepriesen sei der Herr, der Gott und Vater Jesu Christi:

            Seine Liebe verströmt sich in die Welt,
            befreit uns zum Leben und überwindet den Tod.                          

 (Anton Rotzetter)
 

Schemà  Israèl

(Deut 6,4-7 – biblische Verse)

 

Höre Israel: Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig!
 

Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.

Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. 

Du sollst sie deinen Kindern wiederholen. 

Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzest und wenn du
auf der Straße gehst,

wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst.

Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden.

Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden.

Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses

und in deine Stadttore schreiben. 


Höre Israel: Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig!
 

Wenn du betest, schau auch einmal über den Zaun:

Meditation, Betrachtung, fernöstliche Religionen, christliche Mystiker,
Zen - ohne Bild und Wort, Engel und Kinder, Stoßgebet, 
mein Atem wenn ich bete, liebende Aufmerksamkeit


Stundengebet - 3mal am Tag


Laudes - Morgenlob

Schon zieht herauf des Tages Licht, / wir flehn zu Gott voll Zuversicht:

Bewahre uns an diesem Tag / vor allem, was uns schaden mag.

Rein sei das Herz und unversehrt / und allem Guten zugekehrt.

Und gib uns jeden Tag das Brot / für unsre und der Brüder Not.

Dich, Vater, Sohn und Heil’ger Geist, / voll Freude alle Schöpfung preist,

der jeden neuen Tag uns schenkt / und unser ganzes Leben lenkt.

                             

Mittagsgebet

O Gott, du lenkst mit starker Hand / den wechselvollen Lauf der Welt,

machst, dass den Morgen mildes Licht, / den Mittag voller Glanz erhellt.

Lösch aus die Glut der Leidenschaft / und tilge alen Hass und Streit;

erhalte Geist und Lei gesund / schenk Frieden uns und Einigkeit.

Du Gott des Lichts, auf dessen Reich / der helle Schein der Sonne wiest,

dich loben wir aus Herzens Grund, / Gott Vater, Sohn und Heil'ger Geist.

 

Vesper - Abendlob

Bevor des Tages Licht vergeht, / o Herr der Welt, hör dies Gebet:

Behüte uns in dieser Nacht / Durch deine große Güt’ und Macht.
 

Hüllt Schlaf die müden Glieder ein, / lass uns in dir geborgen sein

und mach am Morgen uns bereit / zum Lobe deiner Herrlichkeit.
 

Dank dir, o Vater, reich an Macht, / der über uns voll Güte wacht

und mit dem Sohn und Heil’gen Geist / des Lebens Fülle uns verheißt.

 

Beim Sinken der Sonne

Heiteres Licht vom herrlichen Glanze

deines unsterblichen, heiligen, seligen himmlischen Vaters:

Jesus Christus. 

Dich verherrlichen alle Geschöpfe.
 

Siehe, wir kommen beim Sinken der Sonne,

grüßen das freundliche Licht des Abends,

singen in Hymnen Gott dem Vater,

singen dem Sohn und dem Heiligen Geist.
 

Würdig bis du, dass wir dich feiern zu allen Zeiten mit heiligen Liedern,

Christus, Sohn Gottes, Bringer des Lebens:

dich lobpreise die ganze Erde.   (Altchristlich)

 

 

Beim Stundenschlag

 
Die Glocke hat geschlagen, 
vorüber ist die Zeit. 
Gelobt sei Jesus Christus
in alle Ewigkeit.

 

Wenn wir mit dem Tod einst ringen,
woll‘st, Maria, uns beispringen,
dass wir selig scheiden hin,
Jungfrau, Mutter, Königin.

(Kapuziner)

In aller Trübsal, Angst und Not,
Maria, hilf in Leiden.
Hilf, tröste uns und bitt bei Gott,
wenn wir von hinnen scheiden.

(Neumarkt)

 

O Maria Hilf!
Maria, hilf auch mir,
als armer Mensch steh ich vor dir.
Im Leben wie im Sterben,
lass mich nicht verderben.
Hilf mir im letzten Streit,
o Mutter der Barmherzigkeit.

 (Altötting)

 

Gebet im Alter


Michelangelo Buonarotti

O Herr, bitter ist das Brot des Alters, und hart. Wie erschien ich mir früher reich – wie arm bin ich nun, einsam und hilflos. Wozu tauge ich noch auf Erden? Schmerzen plagen mich Tag und Nacht, träge rinnen die Stunden meiner schlaflosen Nächte dahin; ich bin nur noch ein Schatten dessen, der ich einmal war. Ich falle den anderen zur Last.

Herr, lass genug sein. Wann wird die Nacht enden und der lichte Tag aufgehn? Hilf mir, geduldig zu sein. Zeig mir dein Antlitz, je mehr mir alles andere entschwindet. Lass mich den Atem der Ewigkeit verspüren, nun, da mir aufhört die Zeit. Auf dich, Herr, habe ich gehofft; lass mich nicht zugrunde gehen in Ewigkeit.


 

Teresa von Avila - Altersweisheit

Herr, du weißt, dass ich von Tag zu Tag älter werde – und eines Tages alt. Bewahre mich vor dem Drang, bei jeder Gelegenheit etwas sagen zu müssen. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich und hilfreich, aber nicht beherrschend zu sein.

Mein umfangreiches Wissen sollte eigentlich nicht brachliegen, sondern weitergegeben werden. Aber du verstehst, Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte. Bewahre mich davor, endlos Einzelheiten aufzuzählen, ohne auf den Kern der Sache zu kommen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr. Ich erflehe nicht die Gabe, Krankheitsschilderungen anderer mit Genuss zu lauschen. Aber lehre mich, sie wenigstens geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Erhalte mich so liebeswert wie möglich. Ich möchte kein Griesgram sein, aber auch keine Heilige, denn mit ihnen lebt es sich so schwer.

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