Vincent van Gogh - Sternennacht

 

 
Sternennacht - 1889 malte Vincent van Gogh 
im abgesperrten Irrenhaus Saint-Rémy dieses Bild


Oben Sterne – innen Licht – außen Nacht. So hat sich dieses Bild in mein Gedächtnis und Gefühl eingebrannt. Oben sehe ich herrlich flimmernde Sterne, mit dem Mond, der Monat und Wochen anzeigt. Innen in den beleuchteten Häusern eines in die hügelige Landschaft hingeschmiegten Dorfes. Außen ist es dunkel, eine wild in die Höhe lodernde Zypresse kündet Unheil von unten.

Der Himmel ist wie eine Erscheinung von Bewegung und Licht. Er vibriert in kleinen farbigen Strichlein. Diese sind mit Maß und Können gesetzt, der Maler hat sich dadurch tief in das Bild hineingemalt. Der Himmel tobt in Flut, Wellen und Strömung. Aus gurgelnder Himmelstiefe heraus fluten zwei Wirbel und ergießen sich in zwei breite Ströme. Von links unten den Bergkamm rechts hinauf fließen Schwaden von etwas Licht, erhellen und erlösen das Dorf in der Mulde. Elf Sterne, mit dunklem  Kern und hellem Lichthof haben den Himmel erobert. Ganz unten der leuchtende Abendstern, ganz oben rechts die zunehmende Mondsichel auf Augenhöhe der Sterne. Nie ist der Himmel so gemalt worden! Einerseits voll klarer Bewegung, andererseits in geradezu mystisch ewiger Schau.

Die ganze Natur lebt, atmet und wiegt sich im Leben. Sträucher rennen gegen die höheren Hügel an, die Wipfel wiegend im Zug des Windes. Diagonal ist das Bild zu fühlen, links und unten und dunkel – nach oben rechts und ins zarte Licht. Es ist Nacht in der Seele des Malers, er malt jenseits der Grenze des Todes. Doch sein Herz schlägt im Puls, es vibriert und gebiert einen neuen Traum von Himmel und Jenseits.

 

Van Gogh, Sternennacht
über der Rhone (Ausschnitt)

 

Das Dörfchen mit wenigen Häusern inmitten von nachtschimmernden Fluren wird von einer Kirche sicher bewacht. Kreuzförmiger Grundriss und spitzer Turm – aus der Erinnerung oder einem Traum des Malers.  In manchen Fenstern ist noch Licht, es ist also eine Zeit zwischen Abendessen und Schlafengehen. Emotional ein wichtiges Moment! Goethes Gedicht von der Abendruhe „… Warte nur, balde ruhest du auch“!  Die Idylle des Dorfes hält dem Sturm der Himmelssphären stand. In diesem Dorf beginnt meine Meditation, in einem der Häuser, auf der Bettkante, kurz davor und kurz danach.  Ich habe Zeit, ich bin ruhig, aufgehoben und daheim.

Die Zypresse – sie wächst von unten herauf, seit Jahrhunderten. Rauheit und Knistern, gebannte Gefahr, des Erlenkönigs Geisterwelt. Die Wurzeln fest in ewiger Erde, Stamm und wie Knochen tragende Äste verborgen, die Krone flammend und züngelnd nach oben in den Nachthimmel. So ist es, und so wird es immer sein! Ein Himmel voll Leben, die blauen Berge in der Ferne, das angedeutete Grün der Zypresse und der Fluren – und goldene Sonne im Haus und im Herzen.

 

Mein Ratschlag für Sie:

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Es ist zwar nur ein Spiel mit viel Technik,
doch es lässt uns die Pinselstriche und Träume von Van Gogh erahnen,
die er vom Fenster der Irrenanstalt aus hatte.

 

Don McLean,  Vincent - Starry, Starry Night

 

         Die sternenhelle Nacht färbt deine Palette blau und grau.

Du betrachtest den Sommertag mit Augen,
die um die Düsternis meiner Seele wissen.

Schatten auf den Hügeln zeichnen Bäume und Narzissen nach,
fangen den Wind und die Kälte des Winters ein
mit Farben auf einer schneeweißen Landschaft aus Leinen.

Und jetzt verstehe ich, was du mir sagen wolltest,
wie verzweifelt du um deine geistige Gesundheit gerungen hast,
wie sehr du versucht hast, die Menschen zu befreien:
Sie haben dir nicht zugehört, haben nichts verstanden -
vielleicht tun sie's jetzt.

Die sternenhelle Nacht entzündet Blumen zu lodernden Flammen.
Wirbelnde Wolken, in einen violetten Nebel getaucht,
spiegeln sich in Vincents kobaltblauen Augen.

Bernsteinfarbene Kornfelder färben sich in der Morgensonne bunt.
Verwitterte Gesichter, vom Schmerz gezeichnet,
werden unter der liebenden Hand des Künstlers auf einmal milde.

Die Menschen konnten deine Liebe nicht erwidern, obwohl sie doch so echt war.
Und als du in jener sternenklaren Nacht keinen Funken Hoffnung mehr hattest, 
hast du dir das Leben genommen - wie es Liebende ja oft tun.

Aber ich hätte dir gleich sagen können, Vincent, dass diese Welt 
nicht für einen sensiblen Schöngeist wie dich gemacht ist.

Sternenklare Nacht - Porträts hängen in leeren Ausstellungshallen,
rahmenlose Gesichter an namenlosen Wänden,
mit Augen, die die Welt beobachten und nicht vergessen können.

Wie zum Beispiel den Fremden, dem du begegnet bist,
oder die zerlumpten Menschen in abgerissenen Kleidern.
Der silberne Dorn einer blutroten Rose liegt zerbrochen im jungfräulichen Schnee.

Und ich glaube, ich weiß jetzt, was du mir sagen wolltest:
Wie du um deine geistige Gesundheit gerungen hast,
wie sehr du versucht hast, die Menschen zu befreien.

Sie haben dir gar nicht zugehört,
tun's heute noch nicht,
tun's vielleicht nie...

 

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 McLean mit Gitarre
 McLean mit Bildern van Gogh
 Vincent van Gogh - Sternennacht